8. Tag
Freitag, 11. Oktober 2002
Lake Nakuru Nationalpark

Zur Bildergalerie

Um 7.30 Uhr gehe ich durch den üppig mit Blumen bepflanzten Garten der Lodge zum Hauptgebäude um zu frühstücken. Am Empfang treffe ich den Manager, der mich freundlich grüßt, von dem ich mich aber gleichwohl wegen meiner unansehnlichen Hose beobachtet fühle. Mit seiner korpulenten Gestalt erinnert er mich an Mr. Kananga, den schwarzen Bösewicht in dem James-Bond-Film "Leben und Sterben lassen". Ich nutze die Gelegenheit, ihn zu fragen, ob die Möglichkeit besteht, von hier aus nach Hause zu telefonieren. Immerhin hatte ich versprochen, wenn möglich einmal von mir hören zu lassen. Bereits an der Rezeption des Hotels in Nairobi hatte ich erfahren, dass internationale Telefonate hier ein ruinöses Vergnügen sein können. Hier ist der Aderlass noch schrecklicher: Für die ersten drei Minuten soll ich fast 20 US$ hinlegen, also ungefähr den Wochenlohn eines Trägers. Trotzdem lasse ich mich auf den Wahnsinn ein und kann nach kurzer Wartezeit ein offenbar handvermitteltes Gespräch beginnen. Die hörbare Freude am anderen Ende der Leitung entschädigt mich für die schmerzliche Einbuße. Ich versuche, mich kurz zu fassen, muss am Ende aber doch knapp über 20 US$ zahlen. Mr. 'Kananga' ist noch freundlicher als zuvor.

Gegen 8.00 Uhr brechen wir zum Nakuru Nationalpark auf, der für seine Flamingokolonie berühmt ist. In Nakuru, einer der größeren Städte des Landes, tanken wir an einer Shell-Station, die einen Vergleich mit einer modernen Tankstelle in Deutschland nicht zu scheuen braucht. Selbstbedienung ist allerdings ausgeschlossen, denn die Personalkosten sind in Kenia gering. Sehr gering offenbar, denn es wimmelt nur so Bediensteten: Der erste weist einem die richtige Tankgasse zu, der zweite, kaum weniger von seiner Wichtigkeit überzeugt, dirigiert die Wagen so punktgenau zu einer Zapfsäule, als gelte es den Wagen auf einer ausgebuchten Fähre unterzubringen. Natürlich hat jede Tankgasse ihren Zapfsäuleneinweiser. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich meine, dass das Betanken von einem weiteren Angestellten erledigt wurde. Die Vergleichsmöglichkeit mit Deutschland bleibt allerdings auf das Äußere der Tankstelle beschränkt. Denn über die breite Straße hinweg geht der Blick zu umzäunten oder von glasscherbenbewehrten Mauern umgebenen Anwesen, was vermuten lässt, dass Kriminalität nicht allein in Nairobi ein Problem ist.

Auf der Weiterfahrt verfliegen diese Gedanken schnell. Bald ist der Nationalpark erreicht, in dem schon nach kurzer Fahrt die Silhouette eines Nashorns im Gegenlicht auftaucht. Die Hubdächer der Toyota-Busse sind jetzt ausgefahren, was das Fotografieren erleichtert, auch wenn für die Größe dieses Gucklochs eigentlich zu viele Personen in dem Auto sind. Meine maximale Brennweite von 105mm ist aber ohnehin für viele Aufnahmen zu kurz, weshalb ich häufiger sitzen bleibe und die Tierwelt ohne Fotostress bewundere. Verglichen mit den mir verhassten Zoobesuchen ist so ein Safaritag ein wirklich lohnendes Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Zwischendurch können wir am Seeufer aussteigen und ein wenig zu Fuß umherstromern. Der fast schwarze, mit verstreuten Pfützen bedeckte Boden erinnert an eine Wattfläche. Einen scharfen Kontrast hierzu bilden dichte Ansammlungen verwesender Flamingofedern, die sich wie Inseln in Ufernähe ansammeln. Unseren Annäherungsversuchen begegnen die Flamingoscharen allerdings mit einem kontrollierten Rückzug und so bin ich froh, als mir Kurt einmal sein 300er für ein Foto leiht.

Die Weiterfahrt ist kurzweilig und bietet einen schönen Ausschnitt aus der afrikanischen Tierwelt: Wasserbüffel, Antilopen und ähnliche Tiere verschiedener Größen, buntgefiederte Vögel, Giraffen und natürlich Zebras. Anders als der Amboseli-Nationalpark, dessen Besuch uns noch bevorsteht, weist dieser Park einen reichen Baumbestand auf und wirkt erfrischend grün. Oberhalb einer langgestreckten Felswand, die sich wohl prima als Klettergarten eignen würde, bietet sich uns ein schöner Ausblick auf die Umgebung.

Auf einer schattigen Terrasse der schön gelegenen Nakuru-Lodge genießen wir zum Abschluss ein hervorragendes Mittagessen. Die Organisation der Reise ist wirklich ausgezeichnet.

Anschließend geht es, zum Teil auf erbärmlichen Straßen, zum Lake Naivasha östlich des Parks. Für einige extra-Dollar machen wir hier eine einstündige Bootsfahrt, die uns ziemlich nahe an eine Gruppe von Flußpferden heranführt. Um 17.00 Uhr ist dieser Ausflug leider vorbei und die lästige Fahrt nach Nairobi beginnt. Erneut erweisen sich unsere Fahrer Chris und Peter als routinierte, sicherheitsbewusste Wagenlenker, die insbesondere die zahlreichen Überholmanöver absolvieren, ohne dass es mir unbehaglich wird. Immer wieder gilt es, entsetzlich qualmende Lkws hinter sich zu lassen, so oft, dass ich anfange, im Kopf eine Stinker-Hitliste aufzustellen. Ein Halt am Rift-Valley-Overlook, lohnend, aber wieder mit Andenkenbuden im Nacken, lässt wieder einige der Dreckschleudern vorbeiziehen. Bei Anbruch der Dunkelheit führt Isuzu mit weitem Abstand meine Hitliste an, mehr Qualm geht nimmer!

Endlich kommen wir im Dunkeln gegen 19.15 Uhr in Nairobi an. Ich nehme meinen zweiten Seesack in Empfang und kann endlich frische Bekleidung herauskramen. Noch vor dem Essen fange ich an, für die Weiterfahrt am nächsten Morgen zu packen. Das ist - wie immer - ätzend.

Zum Abendessen können wir aus einer Reihe von Menüs auswählen. Ich lande einen Volltreffer und bin blendend gelaunt. Das Bier schmeckt ebenfalls. Helmut erzählt ein wenig darüber, wie er Anfang der 80er Jahre Afrika auf eigene Faust mit dem Landrover bereist hat, Geschichten, die stellenweise aus einem Abenteuer-Roman stammen könnten. Meine eigene Unternehmungslust, die sich in der Teilnahme an dieser Reise äußert, nimmt sich dagegen sehr bescheiden aus.

Ein Fall für die Marabus Am Ufer des Lake Nakuru Bootsfahrt auf dem Lake Naivasha
 
Voriger Tag Mt. Kenia-Kilimandscharo Übersicht Nächster Tag
Zur Startseite