Allmählich drehen sich
meine Gedanken wieder öfter um den Kilimandscharo. Heute fahren wir
nach Loitokitok an der tansanischen Grenze, anschließend folgt ein
Tag Safari im Amboseli-Nationalpark und dann endlich geht es los.
Um 10.00 Uhr füllt unser
Gepäck die Empfangshalle des Hotels. Dieser Berg hat derartige Ausmaße,
dass wir uns fragen, wie außer uns selbst noch diese Anhäufung
von Seesäcken in den Toyota-Bussen verschwinden soll. Chris und Peter
geben sich gelassen und bleiben Herren der Lage. "Nichts ist unmöglich".
Nach einer kurzen Stadtrundfahrt
durch Nairobi geht es zunächst ostwärts auf einer Asphaltstraße
Richtung Mombasa, die wir schließlich nach Süden verlassen,
um auf einer Staubpiste weiterzufahren. Wenige Minuten nach dem Abzweig
gibt es eine Mittagsrast. Wir halten an einem Andenkenladen, neben dem
sich eine improvisierte, mit farbigen Planen vor Wind geschützte
Sitzgelegenheit befindet. Hier verzehren wir unsere Lunchpakete.
Neben dem Laden lehnt ein
typisch kenianisches Fahrrad, das einem Hollandrad nicht unähnlich
ist. Der Besitzer bietet mir eine Probefahrt an und schleppt mich anschließend
in den Souvenirladen ab. Da ich meiner Familie ohnehin ein paar Kleinigkeiten
mitbringen möchte, nehme ich die Einkaufsgelegenheit wahr obwohl
ich bereits gelesen hatte, dass man alles, und dazu noch billiger, auch
am Flughafen bekommt. Der Verkäufer weicht mir nicht von der Seite.
Angelegentlich erkundigt er sich nach meinem Familienstand und macht mir
Vorschläge, was meinen Lieben wohl Freude bereiten könnte. Fragen
nach den Preisen der Artikel weicht er konsequent aus: "You see what
you want, then I'll make you a price." So suche ich mir schließlich
zwei kleine, geschnitzte Holzmasken aus, zwei hübsch bemalte Beton-
oder Gipseier (natürlich soll es sich um Lavagestein vom Kilimandscharo
handeln) sowie eine kleine bemalte Schale aus eben diesem Material. Nun
ist die Beantwortung der Preisfrage unausweichlich. Schweigend malt der
Verkäufer die Zahl 125 auf ein Blatt Packpapier und korrigiert meine
provozierende Vermutung, es solle sich hierbei um Kenia-Schilling handeln,
lachend dahingehend, dass er 125 Dollar meine. Jetzt lache ich und biete
ihm 20 Dollar. Das ist natürlich unklug, weil ich mich jetzt mit
jedem kleinen Entgegenkommen von dem Preis, den ich gerade noch für
angemessen halte, entferne. Am Ende einigen wir uns nach zähem Ringen
auf 35 Dollar, was sehr zur Zufriedenheit meines Verkäufers gewesen
sein dürfte. Ich tröste mich damit, das mir die Andenken gefallen
und das Preis-Leistungsverhältnis allemal weitaus besser ist, als
beim Telefonieren.
Die nach Süden führende
Staubpiste wird immer schlechter. Eine Stunde lang ist es ja ganz abenteuerlich
auf so einer Straße zu fahren aber dann hängt es einem nur
noch zum Hals raus. Bisweilen müssen unsere Fahrer in ausgedehnten
Schlangenlinien um die gröbsten Unebenheiten herumkurven, was aber
auf der kaum befahrenen Marterstrecke keine Probleme macht. Eine Reifenpanne
verschafft uns eine Pause. Den Wagenheber ist im anderen Wagen, der wegen
des Staubes ein Stück weit vorausgefahren ist. "I have a flat
tire" teilt ihm unser Fahrer über Funk mit und kurz darauf ist
der Wagenheber da. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir endlich das Gästehaus
von Kibo-Slopes Safaris in Loitokitok. Jeweils zwei spartanisch eingerichtete
Doppelzimmer teilen sich hier eine Nasszelle und einen ebenfalls sehr
schlichten Wohnraum. Über den Betten hängen Moskitonetze, nur
nicht über meinem. So habe ich endlich Gelegenheit mein eigenes,
mühsam imprägniertes Moskitonetz anzubringen, was ich aber auf
später vertage. Denn die Nachmittagssonne lädt dazu ein, sich
vor die Tür zu setzen, Kaffee zu trinken und ein paar Kekse oder
Bananen zu essen. Zum ersten und einzigen Mal auf dieser Tour haben wir
hier Gelegenheit hier bei schönem Wetter einfach ein wenig herumzuhängen,
zu plaudern oder zu dösen.
Nach dem - gewohnt guten -
Abendessen bleiben wir nicht mehr lange auf, denn ein zeitiger Aufbruch
zum Amboseli-Nationalpark ist angesagt.
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